Dichter: Heinrich Heine

Komponist: Friedrich Silcher

Lorelei


1. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, das ich so traurig bin;

ein Märchen aus alten Zeiten, daß kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt, und ruhig fließt der Rhein;

der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein.

2. Die schönste Jungfrau sitzet dort oben wunderbar,

ihr goldnes Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr goldenes Haar;

sie kämmt es mit goldenem Kamme und singt ein Lied dabei,

das hat eine wundersame, gewaltige Melodei.

3. Dem Schiffer im kleinem Schiffe ergreift es mit wildem Weh;

er schaut nicht die Felsenriffe, er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen am Ende Schiffer und Kahn;

und das hat mit ihrem Singen die Lorelei getan.